David, Ella und Hans Gang, Herbert Goldberger

Staudgasse 80a

David Gang, geboren am 11.02.1892, von Beruf Beamter und Ella Gang, geboren am 5.6.1892 bewohnten eine Gemeindebauwohnung in der Staudgasse 80a. Die letzte bekannte Adresse vor der Deportation des Paares am 11.1.1942 nach Riga war 9., Servitengasse 22. Sie wurden am 11.01.1942 nach Riga deportiert, wo beide starben. Ihr Sohn Hans kehrte nach dem Krieg aus der Emigration zurück, wobei er auch das Haus besuchte, in dem die Familie gewohnt hatte. Dieses Erlebnis beschreibt er wie folgt:

„Das Interessante ist nicht so sehr die Einstellung der Nachbarn, als wir richtiggehend ausziehen mussten, sondern mehr 1946/47, zu der Zeit, als ich bei der britischen Armee war und auf Urlaub nach Wien konnte. Natürlich habe ich gleich wieder das Haus in der Staudgasse besucht in der Hoffnung, doch irgendetwas von meinen Eltern oder Verwandten zu hören. Eine Nachbarin erzählte mir, sie hätte ihren Sohn in Stalingrad verloren, der war ein guter Freund von mir, mit dem ich auch gezogen bin, und wir haben immer zusammen gespielt. Sie war jetzt natürlich sehr erregt über die ganze Sache und war gar nicht nett zu mir. Ein anderer Nachbar hat gemeint, es sei doch schön, dass ich jetzt wieder in die Heimat zurückkehren könne. Also ich meine, das war zu einer Zeit, wo ich auf der Suche nach meinen Eltern war, und das war für mich eine sehr erregende Zeit, und das Einzige, was ihn gekümmert hat, war, dass ich froh sein sollte, wieder in meine sogenannte Heimat zurückkehren zu können. Die dritten Nachbarn vertraten die Einstellung, es sei schrecklich, was passiert sei, aber in gewisser Hinsicht war es die Schuld der reichen Juden, die den Eltern kein Geld gegeben hätten, damit sie auch wegfahren konnten. Also das heißt, es war nicht die Schuld der Nazis, sondern es war in gewisser Hinsicht die Schuld von den anderen Juden, dass die meinen Eltern nicht genug Geld gegeben haben, damit sie auch ins Ausland kommen konnten.“

Herbert Goldberger, geboren am 15.01.1892, von Beruf Bankbeamter lebte im selben Haus wie die Familie Gang. Er starb am 02.03.1945 im Spital in der Malzgasse 16 im 2. Bezirk, dem letzten jüdischen Spital in Wien.

Quelle: Exenberger, Herbert / Koß, Johann / Ungar-Klein, Brigitte: Kündigungsgrund Nichtarier. Die Vertreibung jüdischer Mieter aus den Wiener Gemeindebauten in den Jahren 1938-1939. Wien, 1996, S. 193, 233 und 331.