Schwerpunkt Freiarbeit

Freiarbeitsklassen mit Elementen der Montessori-Pädagogik

Sage es mir, und ich werde es vergessen.
Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es können.(Konfuzius)

Der Beginn und das pädagogische Prinzip

Seit dem Schuljahr 1999/2000 führen wir in der Unterstufe je eine Freiarbeitsklasse. Die LehrerInnen versuchen in diesen Klassen, den Kindern in einer gut organisierten Lernumgebung mit anregendem, didaktischem Material Freiraum für individuelles und selbstverantwortliches Lernen zu geben. Diese Freiarbeit umfasst täglich zwei Stunden (Freiarbeitsschiene).
Ein weiterer Schwerpunkt der Freiarbeitsklassen ist die Jahrespräsentation. Die Schüler wählen Themen, die sie im Schuljahr erarbeitet haben, überlegen eine passende Art der Darbietung und werden angeregt, auf Lebendigkeit in sprachlicher und körperlicher Hinsicht zu achten.

Das LehrerInnenteam

Konsequenter Austausch und Vernetzung unter den FreiarbeitslehrerInnen ist für das Gelingen notwendig.
Ein Teamtag im Wintersemester und monatliche Teamsitzungen während des Semesters gehören zum Funktionieren der Freiarbeitsklassen dazu.
Themen: Projektorganisation, Arbeitsabläufe, Probleme mit der Organisation in den einzelnen Klassen, SchülerInnen, die besondere Unterstützung benötigen,….
Folgende Unterrichtsgegenstände sind in die Freiarbeit involviert: D, E, M, F, GSP, GWK, BIO,PH, CH, ME

Die Lernumgebung

Eine moderne Lernumgebung sollte so gestaltet sein, dass sich die Schüler beim Lernen wohlfühlen, sie ihre Interessen entwickeln können, ihre Begabungen gefördert werden, ein eigenständiger Wissenserwerb ermöglicht und gefordert wird, Themen auch selbstständig und in Zusammenarbeit mit Mitschülern erkundet werden können.
In den Freiarbeitsklassen der Haizingergasse sind die LehrerInnen besonders um die Organisation einer anregenden und fördernden Entwicklungsumgebung bemüht. So finden die Kinder didaktische Materialien zu den einzelnen Sachgebieten in den Regalen, eine Leseecke, Arbeitsplätze auf dem Boden und ausreichend Platz für Bewegung und Gruppenarbeit (Raum vor den Klassen und in den Lerninseln). Parallel zur Freiarbeitsschiene ist auch die Bibliothek geöffnet.

Das didaktische Material

In den Freiarbeitsklassen wird neben dem Lehrbuch auch mit verschiedenen Materialien gearbeitet, Bücher zu Recherchezwecken in der Bibliothek, aber auch Lernspiele am Computer werden bereitgestellt.

Die FreiarbeitsschülerInnen

Wie arbeitet ein(e) FreiarbeitsschülerIn in unserer Schule?
Schon bei der Einschreibung in die Schule wird erhoben, ob das Kind Erfahrungen mit dieser Unterrichtsform hat und ob es bereit ist, in dieser Klasse zu lernen. Die meisten Kinder bringen diese Erfahrungen mit.
Nach einer kurzen Eingewöhnung beginnt die Freiarbeit auch in der 1. Klasse bereits im Oktober, die anderen Schulstufen benötigen nur eine kurze Wiederholung der Freiarbeitsprinzipien.
• Arbeit in der Freiarbeitsschiene
• Arbeitspläne (auch über längere Zeiträume), freie Wahl der Aufgaben
• Wahl des Ortes (Klasse, Pausenraum, Bibliothek,…)
• Wahl des Materials, dazu gehören auch Schulbücher
• Arbeit mit oder ohne PartnerInnen
• Sicherung des Erlernten (Kurzpräsentationen, Gespräche mit dem/der LehrerIn, Selbstkontrolle, …..)
• Abgabe der Freiarbeit (Termin)

Die Jahrespräsentation

Eine Präsentation zu organisieren und durchzuführen ist Knochenarbeit. Die Kinder üben lange und wiederholt; sie lernen, sich gegenseitig konstruktiv zu kritisieren – sie nehmen sich verstärkt als Team wahr – und steigern in zunehmendem Maße auch den Anspruch an sich selbst. Das Erfolgsgefühl nach einer gelungenen Darbietung ist erhebend, beinhaltet diese Präsentation doch eine weit umfassendere und mit weit höherem Einsatz erbrachte Leistung als dies im üblichen Schulbetrieb passiert.
Dabei geht es pädagogisch einerseits um die über das Erlebnisgedächtnis laufende Verinnerlichung von Wissensinhalten und andererseits um die Qualität der Kommunikation im weitesten Sinne: Eine gute Präsentation basiert auf der persönlichen Interaktion mit dem Publikum, der Lebendigkeit der Darstellung und der sprachlichen Kompetenz. Die Kinder aus den Freiarbeitsklassen „trainieren“ quasi schon von der Unterstufe an, vor Publikum zu sprechen. Ihr Erfahrungsvorsprung ist erheblich. Kinder gehen in diesem Alter unbeschwert an solche „Auftritte“ heran. Sie erleben sich jedes Jahr neu in der Öffentlichkeit, die klassische Präsentationsangst stellt sich erst gar nicht ein.
Da die Schüler und Schülerinnen mit zunehmendem Alter auch die Gesamtorganisation dieser Präsentation übernehmen – von der schriftlichen Einladung bis zur Buffetbetreuung – findet hier auch ein nicht zu unterschätzender Lernprozess an Organisation und Verantwortung statt.
Zwischenbilanz und Ausblick
• Der Unterricht in den Freiarbeitsklassen funktioniert sehr gut, in einigen Klassen besser, in anderen mit mehr Aufwand.
• Das Ziel, jahrgangsübergreifend zu unterrichten, wird sich vielleicht in naher Zukunft verwirklichen lassen, bei den Projekten funktioniert dieses klassenübergreifende Arbeiten bereits sehr gut.
• Die Freiarbeit fließt nicht in alle Gegenstände ein. Manche KollegInnen bevorzugen andere Unterrichtsformen, behindern die Freiarbeit aber in keinster Weise.
• Von den Erfahrungen mit Freiarbeit, die die SchülerInnen aus den Volksschulen in das Gymnasium mitbringen, profitieren nicht nur sie selber, sondern auch das LehrerInnenteam. Andere, unerfahrene SchülerInnen werden von den MitschülerInnen mitgetragen und finden sich schon nach wenigen Wochen gut mit dem System zurecht. Und doch gibt es immer wieder Kinder, die für diese Unterrichtsart nicht geeignet sind, denen selbstständiges, eigenverantwortliches Arbeiten nicht liegt. Für sie wird immer nach einer zufriedenstellenden Lösung gesucht und auch gefunden.
• Die 3. und 4.Klasse arbeiten an den Arbeitsplänen über einen längeren Zeitraum, Portfolios kommen gut an und fördern die intensive Auseinandersetzung mit einem Thema, fächerübergreifende Projekte werden durchgeführt.
• Dass die Freiarbeit funktioniert, merken wir aber auch an unseren Jahrespräsentationen, die von den SchülerInnen in jeder Schulstufe am Schulschluss den Eltern gezeigt werden. Die Präsentation der 4. Klasse kann auch außerhalb des Schulgebäudes stattfinden, mehrmals schon im „Aera“. Das selbstbewusste Auftreten in der Öffentlichkeit vor einem Publikum war und ist uns immer ein großes Anliegen, die Kinder der Freiarbeitsklassen wachsen durch ihre beachtlichen Darbietungen über sich hinaus und zeigen, dass wir uns, das FreiarbeitslehrerInnenteam, auf dem richtigen Weg befinden.

Mag. Brigitte Braunöder (für das Team der FreiarbeitslehrerInnen)