Theateraufführung „Jägerstätter“ (F. Mitterer)
Ein großes Kreuz zwischen den vier großen Fenstern, die den Blick auf den Innenhof der Justizanstalt Wien-Josefstadt freigeben, ist eines der ersten Dinge, das einem beim Betreten der Gedenkstätte unweigerlich ins Auge fällt. Der relativ kleine Raum vermittelt eine kalte und morbide Atmosphäre. Links an der Wand hängt ein großes Bild einer Guillotine. Zu seiner Rechten erblickt man große goldene Tafeln mit vielen Namen. Diese Personen und noch viele andere, insgesamt mehr als 1500, wurden während der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten in diesem Raum getötet. Die Opfer waren Widerstandskämpfer, Wehrdienstverweigerer, politische oder religiöse Gegner oder ganz einfach „Volksschädlinge“, mehr oder weniger Kleinkriminelle. Aber auch nach dem 2. Weltkrieg wurden hier noch Kriegsverbrecher und Nationalsozialisten hingerichtet.
Begleitet wurden wir bei diesem Lehrausgang mit Frau Prof. Bauer von einem Seelsorger und einem Psychologen, welche beide seit mehreren Jahrzehnten mit den Inhaftierten der Justizanstalt arbeiten. Sie erzählten uns über die Geschichte der Gedenkstätte, ihren oft harten Arbeitsalltag und darüber, wie sich die allgemeine Situation in der Anstalt während ihrer Dienstjahre verändert hat. Auf die zahlreichen Fragen unserer Klasse wurde stets, so gut es ging, eingegangen. Auch nach dem eigentlichen Ende blieben sie noch länger, um uns auf Fragen, die noch offen geblieben sind, eine Antwort zu geben. Und wir bekamen auch die seltene Gelegenheit, Einblick in das originale Sterbebuch aus der NS-Zeit zu nehmen, das die Hinrichtungen dokumentiert.
Im Zusammenhang mit diesem Lehrausgang besuchten wir auch das Theater in der Josefstadt, um uns die dortige Inszenierung des Stückes „Jägerstätter“ von Felix Mitterer anzusehen. Im Mittelpunkt steht die Aufarbeitung der Lebensgeschichte des Franz Jägerstätter, der den Wehrdienst aus Gewissensgründen verweigerte und hingerichtet wurde.
Die Aufführung gefiel anscheinend nicht nur unserer Klasse besonders gut. Darauf ließ auch die Tatsache schließen, dass nahezu alle Sitzplätze des Theaters an diesem Abend besetzt waren und der Applaus am Ende Stückes sehr lange dauerte. Besonders erfreulich war auch , dass der Autor persönlich anwesend war.
Abschließend beschäftigten wir uns auch noch mit dem neu errichten Mahnmal für die Opfer der NS-Militärjustiz auf dem Heldenplatz und den noch immer sehr kontroversiellen Standpunkten dazu.
Alexander Polanz, 8A