Auschwitz

Anstatt des gewöhnlichen Donnerstagsstundenplans stand für uns, die 8B, am Morgen des fünften Novembers 2015 eine Exkursion auf dem Programm. Passend zum aktuell behandelten Thema des NS-Terrors besichtigten wir für zwei Tage die polnische Stadt Auschwitz, um uns durch einen Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau vor Ort ein Bild von der Thematik zu machen.

Nachdem uns der erste Tag in Form einer Stadttour durch die tschechische Stadt Brünn führte, besichtigten wir schließlich am zweiten Tag die ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz I (Stammlager) und Auschwitz II (Birkenau). Unglücklicherweise sahen wir uns dazu gezwungen, uns schnellen Schrittes fortzubewegen und nicht lange stehenzubleiben, gewisse Dinge kürzer betrachtend, als wir es uns vielleicht gewünscht hätten, um unserem Guide folgen zu können, welcher in dieser Hinsicht leider nicht besonders viel Rücksicht auf uns nahm. Ansonsten stellte sich die Besichtigung als sehr informativ, wenn auch unbeschreiblich bedrückend heraus. Gewisse Ausstellungsstücke, wie eine Unmenge von Kinderschuhen oder Haaren der Opfer, schockierten und gingen zugleich unter die Haut, einen bleibenden Eindruck hinterlassend, wie vor nicht einmal hundert Jahren ein derartiges Verbrechen der Menschheit stattgefunden haben konnte. Die Betroffenheit saß tief, als wir gegen Ende der Führung das Internationale Denkmal für die Opfer des Faschismus besichtigten. Marmortafeln mit einer Aufschrift in unterschiedliche Sprachen übersetzt: „Dieser Ort sei allezeit ein Aufschrei der Verzweiflung und Mahnung an die Menschheit. Hier ermordeten die Nazis etwa anderthalb Millionen Männer, Frauen und Kinder. Die meisten waren Juden aus verschiedenen Ländern Europas. Auschwitz-Birkenau 1940 – 1945“

Die Tatsache, dass diese Verbrechen in quasi greifbarer Vergangenheit geschehen sind, hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack, insbesondere da sich durch die gesamte Exkursion hindurch eine Frage wie ein roten Faden zog: Wie können Menschen zu einem solch menschenunwürdigen Verbrechen fähig sein? Es ist nicht zu leugnen, dass die Menschenvernichtung durch die Nationalsozialisten ein Thema ist, welches im Geschichtsunterricht ausführlich behandelt wird. Befindet man sich jedoch am Ort der brutalen Geschehnisse, so ist man umgeben von Statistiken und Zahlen, die beschreiben, wie viele Menschen welcher Nationalität dort ihr Leben lassen mussten, jedoch niemals wirklich die Leben der Opfer verbildlichen können, welche hinter den Bildern, die in Reih und Glied in einem Korridor aufgehängt wurden, stehen. Jeder Einzelne von ihnen war dabei, seine eigene Geschichte zu schreiben, bis jemand kam und sich das Recht nahm, einen Punkt zu setzen, welcher noch lange nicht hätte gesetzt werden sollen. Auschwitz, einer der größten Orte des Schreckens der Vergangenheit, steht nun, unwiderruflich umgeben von seiner düsteren Atmosphäre und noch opakeren Geschichte, als Denkmal, als Mahnmal an jegliche kommende Generation. Nie wieder sollte sich ein solches Verbrechen ereignen, niemals soll sich dies wiederholen, in diesem Zeichen steht die Gedenkstätte als ein ewiges Memento.

So möchte ich letzten Endes ein großes Lob an die Organisation der Reise aussprechen und – wahrscheinlich für den Großteil der Klasse sprechend – eine positive Rückmeldung geben. Uns wurde die Gelegenheit geboten, uns der schwierigen Thematik auf eine Art zu nähern, welche einem andernfalls definitiv verwehrt geblieben wäre; vor allem jedoch wurde uns eine Sache abermals vor Augen geführt: die Verantwortung, welche jeder und jede von uns in sich trägt, die Vergangenheit nicht unter den Tisch zu kehren und totzuschweigen. Kein Besuch von Auschwitz ist notwendig, um einzusehen, welche Konsequenzen dies mit sich bringt. Unwiederbringlich sind die geforderten Menschenleben, nicht rückgängig zu machen die Fehler. Es liegt an uns, dies nie wieder geschehen zu lassen.

Jasmina Cavkunovic

Foto Auschwitz3

Foto Auschwitz