7C in Gold und Seide

Die 7c war Anfang Oktober im Rahmen des Deutsch-Unterrichtes mit Frau Prof. Biwald im Kunsthistorischen Museum in der Sonderausstellung „Raffael – Gold und Seide“.

Tapisserien sind handgefertigte Meisterwerke der Textilkunst, die früher als Wanddekoration und natürlich als Statussymbole verwendet wurden. Sie können verschiedene Themen, historische Ereignisse, religiöse Erzählungen aus der Bibel oder naturbezogene Motive darstellen.

Im ersten Abschnitt der Ausstellung waren Szenen aus der Apostelgeschichte dargestellt, die Teppiche selbst sind Kopien der Originale im Vatikan.

Im zweiten Abschnitt wurde der Herstellungsprozess erklärt; vom gezeichneten Karton im Maßstab 1: 200 zu den Wirkerinnen in Flandern (Region in Belgien) bekamen wir einen guten Eindruck, wie die Herstellung künstlerisch und handwerklich funktioniert hat.

Der dritte Saal zeigte fünf der sieben Todsünden, unter anderen sahen wir, wie Hochmut, Geiz, Unzucht, Völlerei und Faulheit dargestellt wurden. Sagen, Gottheiten, historische Persönlichkeiten, biblische und historische Ereignisse – alles wurde „verwebt“. Auf der Tapisserie, die sich die Faulheit zum Thema machte, war neben anderen Motiven z.B. der Sultan Suleiyman dargestellt, prächtig und im Zentrum des Teppichs, was durchaus als Anerkennung als großer, wenn auch feindlicher Herrscher gedeutet werden kann. Am rechten Rand aber hängt Somnos, der griechische Gott des Schlafes, auf einem lahmen Esel und das Banner, das er irgendwie auch mitschleppt, hat als Wappen eine Weinbergschnecke. Ein nettes Beispiel für den Humor, die Kreativität und die Bildung des Künstlers. Vielleicht wollte man mit dieser Darstellung auch den Gegner ein wenig verharmlosen, sicher ist, dass Suleiyman als König geachtet wurde, nichtsdestotrotz darf nicht vergessen werden, dass Trägheit und Faulheit als Todsünde galten.

Man braucht sehr viel Vorwissen (oder eine gute Führerin 😊 ), um die reichhaltigen Szenen auf den Teppichen zu verstehen; auf der Darstellung der Unzucht etwa sieht man den nackten Herkules mit seiner typischen Keule, neben ihm steht König Salomon, Lukretia liegt unter einer Kutsche und stößt sich den Dolch in das Herz; von dem einen sagt man, dass er die 50 Töchter eines Königs geschwängert hat, von dem anderen, dass er  700 Frauen und 300 Konkubinen hatte und von ihr weiß man, dass sie nach einer Vergewaltigung den Freitod suchte, weil sie die Ehre ihres Mannes nicht beflecken wollte.

Über jeder Darstellung der Todsünde gab es eine schwebende Figur, die das Gegenteil des Dargestellten symbolisieren sollte, also etwa Keuschheit, Demut, …

Im Bild zu diesem Text ist ein Ausschnitt der Todsünde der Superbia – der Stolz, der Hochmut – dargestellt. Man sieht darauf, wie deren Schwestern – der Ehrgeiz und die Aufmüpfigkeit – nach Zepter und Krone greifen.

Der letzte Wandteppich der Ausstellung, ein besonders fein gearbeiteter Gobelin, heißt „Die Schule von Athen“ und wurde nach einem Wandfresko im Vatikan hergestellt. Raffael blickt dem Betrachter aus dem rechten Rand entgegen, was bedeutet, dass sich Raffael seines hohen Bildungsgrades sehr wohl bewusst war und es keineswegs scheute, sich mit Vordenkern, Philosophen, Herrschern und Päpsten auf eine Stufe zu stellen.

Die Ausstellung hat der Klasse trotz anfänglicher Skepsis sehr gut gefallen und ist definitiv einen Besuch wert. (((Kinder, das freut mich!!!)))

Philipp Knopp und Nora Schillinger