Herbert, Anna, Otto und Kurt Blaukopf

Sternwartestraße 83

Herbert (1890-1960) und Anna (1893-1971) Blaukopf stammten ursprünglich aus Czernowitz (bis 1918 Teil der Habsburgermonarchie, heute Ukraine), sie kamen während des Ersten Weltkrieges mit ihrem Sohn Kurt nach Wien, wo ihr zweiter Sohn Otto geboren wurde. Herbert Blaukopf hatte eine gut gehende Anwaltskanzlei, die Familie lebte in der Sternwartestraße 83. In ihrem kulturell offenen Haus wurde besonders die Musik der Wiener Moderne gepflegt, das Kolisch-Quartett führte dort Werke Schönbergs und Weberns auf.

1938, als die Nazis in Wien die Macht ergriffen, flohen die beiden Söhne nach Frankreich, von wo Kurt seinen Weg nach Britisch Palästina fand. Im November dieses Jahres wurde Herbert Blaukopf in der Pogromnacht eingesperrt, kam jedoch wieder frei. Herbert und Anna folgten kurz darauf ihren Söhnen nach Paris und blieben dort bis Juni 1940. Als die Deutschen den Norden Frankreichs besetzten, flohen sie wie viele andere auch nach Bordeaux, wo sie das Glück hatten, Visa von Aristides de Sousa Mendes zu bekommen.

Aristides de Sousa Mendes, portugiesischer Konsul in Bordeaux, stellte gegen die Weisung der portugiesischen Regierung innerhalb von wenigen Tagen 30.000 Visas (davon 10.000 für Juden) aus. Dies war die größte Rettungsaktion für von den Nazis verfolgte Menschen durch eine Einzelperson! Er selbst wurde von seiner Regierung (der Diktatur Salazars) seines Amtes enthoben, hart bestraft und gesellschaftlich geächtet, seine Familie verarmte. Er wurde erst lange nach seinem Tod rehabilitiert.

Mit den von Aristides de Sousa Mendes ausgestellten Visa konnten die Blaukopfs nach Lissabon und von dort nach New York entkommen. Sie trafen ihren Sohn Otto in Berkeley, Kalifornien. Herbert und Anna Blaukopf sowie ihr Sohn Otto blieben in den USA, der Sohn Kurt kehrte 1947 aus Palästina nach Österreich zurück.

Quelle: Testimonial of James Blaukopf, grandson of Herbert and Anna Blaukopf, Sousa Mendes Foundation